Pädagogische Gesichtspunkte
Es ist eine Tatsache, dass das Leben in unserer heutigen Zeit sehr stark vom Wirtschaftlichen beeinflusst wird und das Geschehen in der Wirtschaft und der Finanzwelt schwer zu durchschauen ist. Wie bereitet die Schule die jungen Menschen darauf vor, die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen? Und wie könnte aus einem solchen Verständnis heraus bei den Schülern, die ja zwangsläufig selbst aktiv und passiv Teil des Wirtschaftslebens sind, ein sinnvolles Handeln entstehen? Nicht nur das Konsumieren will gelernt sein (z.B. Gefahr der Verschuldung durch lockende, scheinbar günstige Verträge). Man wird sich nach der Schule und Ausbildung eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen haben, die vernünftig gestaltet sein will. Kann die Schule dafür etwas leisten?
Die Rudolf-Steiner-Schule Ismaning hat in den letzten Jahren vielfältige Anstrengungen unternommen, dem Thema Wirtschaft mehr Gewicht zu geben. Konkret gibt es neben einzelnen Ansätzen im Unterricht (wie z.B. im Fach Gartenbau) in der 7. Klasse Buchführungsunterricht, in der 10. Klasse ein zweiwöchiges Betriebspraktikum, in der 11. Klasse eine einwöchige Epoche Wirtschaftskunde und in der 12. Klasse im Geographieunterricht Wirtschaftsgeographie-/wirtschaftskunde. Praktisch wird das Thema angegangen dadurch, dass in der 7. Klasse ein Projekt begonnen wurde, Fair-Trade-Kaffee zu verkaufen, und dass es seit einigen Jahren die Schülerfirma Nyendo (www.nyendo.de) gibt, die klassenübergreifend organisiert ist und fairen Handel mit Kenia betreibt.
Die „Realwirtschaft“ zu verstehen, ist das eine. Nicht erst seit der Finanzkrise ist jedoch deutlich geworden, dass das aktuelle Wirtschaftssystem eklatante Mängel aufweist und selbst in einer fundamentalen Krise steckt. Wirtschaft muss offensichtlich anders gedacht werden, wenn sich etwas in der Zukunft ändern soll. Die Zukunft sind die jungen Menschen. Kann und sollte nicht Schule Ideen entwickeln, Ideen einer "Idealwirtschaft" weitergeben, damit die Schüler an einer menschengemäßeren Wirtschaft mitarbeiten?
Eine anders gedachte Wirtschaft ist ein Thema, das alle angeht, und der Projektkreis „Wirtschaft anders denken“ möchte für Schüler, Eltern und die interessierte Öffentlichkeit eine Plattform bieten, sich in vielfältiger Weise damit auseinanderzusetzen.
Klaus Weißinger